Depeche solo!
Dave Gahan
Das erste Interview zum neuen Album
Reiner Reitsamer
How hard it is to shake the disease! Die ganze Welt kann mittlerweile ein Lied davon singen. Während die "Delta Machine" (Corona-Edition) durch die Welt zieht, sitzt Dave Gahan gesund und gut gelaunt in einem Hotelzimmer in New York. Sein neues Album mit den Soulsavers hat er noch vor der Pandemie eingespielt. Songs aus allen Epochen der Pop-Musik sind darauf zu hören, eine eklektische Covers-Mischung vom Charlie-Chaplin-Schmachtfetzen bis zum spröden Mark-Lanegan-Blues. Und doch wirken diese Stücke, als wären sie dem Sänger auf den Leib geschrieben worden. Das liegt an der Interpretation. Gahan weiß, wie er sich fremdes Liedgut zu eigen macht.
Auch bei Depeche Mode verbringt er ja einen großen Teil seiner Zeit damit, die Lieder eines anderen zu singen — oder besser: zu verkörpern. Über 100 Millionen Tonträger haben sie in dieser Rollenaufteilung verkauft: Martin L. Gore als stilles Genie, Dave Gahan als Prediger mit Gigolo-Hüftschwung. Weil ihnen das irgendwann zu langweilig geworden ist, vertreiben sie sich die Zeit nebenbei auch als Solokünstler. Seit 2012 stellt Gahan seine Talente außerdem in den Dienst der Soulsavers, bei denen Produzent Rich Machin der Boss ist.
Jetzt haben sie also ihre dritte gemeinsame Platte aufgenommen: IMPOSTER, heißt sie, Hochstapler. Dabei ist Gahan doch eher Charakterdarsteller. Einer, der immer ähnliche Rollen spielt — reumütige Sünder, Engel mit schmutzigen Flügeln —, die aber mit unvergleichlichem Charisma.
Ein bewegtes Leben schwingt in seiner Stimme mit. Anzusehen sind ihm seine 58 Jahre nicht: das Haar graumeliert, zurückfrisiert, die Augen halb verborgen hinter einer türkis-transparenten Sonnenbrille. Es ist, als wurde man durch das Zoom-Fenster auf dem Laptop mindestens 20 Jahre in die Vergangenheit schauen. In jene Zeit, als Gahan von den Toten auferstand.
Ja, er ist tot gewesen, und zwar buchstäblich. Einen Herzinfarkt (1993) und einen Selbstmordversuch (1995) hatte er schon uberlebt. Dann brachten ihn die Drogen um. Zwei Minuten lang, bevor ihn die Ärzte am 28. Mai 1996 zurück ins Diesseits holten. Wenige hätten damals gedacht, dass Gahans zweites Leben von Dauer wäre. Aber er hat das Ruder herumgerissen. Ein Jahr in der Entzugsklinik, shake the disease — Gahan ist einer der Glucklichen, denen das gelungen ist.
Doch das ist ein Thema, über das heute nicht gesprochen werden darf. Und auch die Fragen zu Depeche Mode mögen sich bitte in Grenzen halten, mahnt das Management. Es soll doch vor allem um die Soulsavers gehen.
Macht nichts. Es gibt ohnehin viele andere Fragen, aber leider nur so wenig Zeit — und die vergeht wie im Flug, zumal Dave Gahan heute gesprächig ist wie selten und immer wieder losplaudert, ohne die Frage abzuwarten.
Wie unterbricht man einen Giganten? Gar nicht. Seine Antworten sind ohnehin spannender als jede Frage, die man ihm stellen könnte.
Image caption: Man at Work: Gahan mit seiner Frau Jennifer Sklias Gahan gewidmetem Tattoo
Hallo, Mr. Gahan. Wie geht's?
DAVE GAHAN: Hallo. Mir geht es gut. Und selbst? Wie ist die Lage bei euch da drüben?
Na ja, wir haben da immer noch diese Pandemie, mit der wir uns herumschlagen müssen. Aber momentan fühlt sich das Leben einigermaßen normal an.
Ich weiß, was du meinst. Wenn man mir vor ein paar Monaten gesagt hätte, dass ich eine Platte veröffentlichen, Interviews geben und vielleicht sogar ein paar Showcases spielen würde, hätte ich mir das nicht vorstellen können. Jetzt schmieden wir alle möglichen Pläne, so als wäre alles ganz normal. Dabei wissen wir noch nicht einmal, ob es dann nicht doch in letzter Minute wieder heißt: "Oops, das wird leider nichts, sorry!"
Hat Corona denn die Aufnahmen zur neuen Soulsavers-Platte beeinflusst?
Nein, die Platte ist tatsächlich schon vor der Pandemie entstanden. Wir haben sie im November 2019 in den Shangri-La Studios in Malibu eingespielt — und zwar live, alle Bandmitglieder im selben Raum. Es waren drei großartige Wochen, so viel Spaß hatte ich noch selten im Studio. Im Frühjahr darauf sollte die Platte dann erscheinen. Aber es kam natärlich alles anders.
IMPOSTER ist eine Cover-Platte. In den Liner Notes steht, dass sie auch eine Art Rückschau auf ihr Leben darstelit...
Das war ursprünglich gar nicht so geplant. Aber als wir dann die Reihenfolge der Songs festlegten, wurde mir klar, dass all diese Lieder und die Menschen, die sie gesungen haben, irgendwann einmal große Bedeutung in meinem Leben hatten. "A Man Need's a Maid", "Always On My Mind", "Smile" — das sind die naheliegenden Stücke. Aber es gibt auch neuere, eher abseitige Songs von Leuten wie Cat Power, PJ Harvey oder Mark Lanegan. Ihr Stimmen haben in den vergangenen Jahren 20 Jahren zu mir gesprochen. Ihre Lieder haben mich auf meinen Reisen begleitet, mich durch schwere Zeiten getragen. Und als ich diese Lieder dann selbst gesungen habe, da wurden sie auf ganz natürliche Weise zu meinen eigenen — und ich hörte meine persönliche Geschichte darin. Das ist es, was mich zu diesem "Imposter", zum Hochstapler macht: Ich übernehme fremde Persönlichkeiten und finde mich selbst darin. Meine Vergangenheit, Gegenwart, vielleicht auch meine Zukunft.
Es hat mich gewundert, dass Punkrock in dieser Erzählung keine Rolle spielt. War nicht die erste Platte, die Sie je gekauft haben, das Debüt von The Damned?
Das könnte sein. In den fruhen 70ern hatten wir vor allem 45-rpm-Singles. Meine allerersten beiden Alben waren wahrscheinlich von David Bowie. Aber klar, als Punk kam, war DAMNED DAMNED DAMNED eine dieser Platten, die du haben musstest, genau wie das Debüt von The Clash und NEVER MIND THE BOLLOCKS...von den Sex Pistols. Diese Musik war fur mich wie ein Anker, sie hat mir in meiner Teenage Angst Halt gegeben. Nur im Kontext der neuen Soulsavers-Platte hätte Punkrock keinen Sinn ergeben. Wir wollten uns auf Singer/Songwriter konzentrieren: Neil Young, PJ Harvey, Gene Clarke. Aber prinzipiell könnte ich mir auch vorstellen, Punksongs zu singen.
Image caption: Businessmeeting im Haus Gahan: "Also, Prio 1: Am Ende des Tages die Target Group mit Benefits penetrieren..."
Haben Sie doch schon. Auf YouTube kann man ihre Version von "New Rose" hören. Ziemlich gelungen!
Ach ja, da haben wir bei einer Charity-Veranstaltung von MusiCares gespielt. Das hat Spaß gemacht. The Damned waren eine der esten Bands, die ich live gesehen habe. Das kostete damals nur ein Pfund und dafür standen gleich mehrere Künstler auf dem Programm. Bei Bowie hatte ich da weniger Glück. Ich habe ihn total verehrt. Irgendwann Mitte der 70er, vielleicht war es 1975, hat er in Earls Court (Mehrzweckhalle im Südwesten Londons, Bowie ist 1973 und 1978 dort aufgetreten, aber nicht 1975 — Anm.) gespielt. Ich habe mich mit ein paar Freunden hineingeschlichen. Wir haben es durch die Hintertür in den hinteren Bereich der Halle geschafft und sogar ein paar Songs mitbekommen. Noch wichtiger: Ich habe seine Stimme gehört! Aber dann wurden wir leider ziemlich bald entdeckt und rausgeschmissen.
Jahre später haben Sie Bowie persönlich kennengelernt...
Das erste Mal habe ich ihn gesehen, als er LOW in New York aufführte. Er und ich hatten denselben Presseagenten, Mitch Snider. Während der Show kommt Mitch zu mir und sagt: "David will dich nachher sehen." Und ich so: "Welcher David?" — "Na, David Bowie!" — "Wie meinst du das? Er will mich sehen?!" (lacht) Ich konnte es nicht glauben. Ich sagte: "Nein, nein, auf keinen Fall!" Aber ich bin dann natürlich trotzdem hinter die Bühne gegangen. Bowie sah mich, kam sofort rüber und sagte: "Dich kenne ich!" Dann haben wir eine Weile miteinander geplaudert. Er war der netteste Typ, den man sich vorstellen kann.
Wie ist das, wenn man als Teenager einen Menschen so sehr bewundert, der unerreichbar erscheint — und Jahre später freundet man sich mit ihm an?
Na ja, ich würde nicht sagen, dass wir enge Freunde waren. Unsere Töchter sind zur selben Schule gegangen, er und ich haben uns oft bei Weihnachtsfeiern gesehen oder wenn die Jazzband der Schule mal gespielt hat. Man könnte sagen, wir waren gute Bekannte. Aber wir haben nie über Musik gesprochen. Das ist wirklich seltsam. Am allermeisten bereue ich, dass ich ihm nie gesagt habe, wie viel mir seine Musik bedeutet. Ich habe das einfach nie übers Herz gebracht, es hat sich irgendwie nie richtig angefühlt. Und dann war er plötzlich ein Jahr lang verschwunden. Ich hörte, dass es ihm nicht gut ging. Eines Tages früh am Morgen hat mir meine Frau die Nachricht überbracht: "Bowie ist tot." Das war einer der traurigsten Tage meines Lebens, ich habe geheult wie ein Baby. So sehr hatte ich davor vielleicht um Tiere geweint, aber um einen Menschen schon lange nicht mehr. Es war, als wäre mir ein großer Teil meiner selbst entrissen worden. Danach konnte ich Bowies Musik eine Zeitlang gar nicht mehr hören.
Ist deswegen auch keiner seiner Songs auf IMPOSTER?
Mich haben schon ein paar Leute gefragt, warum wir Bowie nicht gecovert haben. Aber bei ihm ist es auch so: Seine Musik hätte einfach nicht ins Konzept gepasst. Wir wollten zwölf Songs einspielen, die so klingen, als stammten sie von einem Künstler — und nicht von zwölf verschiedenen. Damit das kappte, mussten wir den Original-Song manchmal erst in ein Soulsavers-Stück verwandeln, wie im Fall von PJ Harvey. IMPOSTER soll dich auf eine musikalische Reise mitnehmen, so wie es meine Lieblingsplatten immer getan haben. So etwas gibt es ja leider kaum noch. Heute bestehen Alben oft aus 18 Songs, dazu kommen ein paar Bonus-Tracks und was weißich, was noch. Man hört sie selten von vorne bis hinten durch. Mir ist dieser Zugang völlig fremd. Für mich sind Platten immer noch Gesamtkunstwerke.
Vor Kurzem ist Charlie Watts, der Schlagzeuger der Rolling Stones, gestorben. Die Stones sind wahrscheinlich ein Vorbild für jede Band, die, so wie Depeche Mode, seit 40 Jahren aktiv ist...
Ich habe die Stones immer gerne gehört, schon vor Charlies Tod. Während der Pandemie lief EXILE ON MAIN ST. fast täglich bei mir. Irgendwann habe ich begonnen, auf der Gitarre mitzuspielen. Stundenlang bin ich dagesessen und habe mich in der Musik verloren, so lange, bis ich dachte, ich würde zur Band gehören. Meine Frau sah mich oft mitleidig an und sagte: "Ja, klar, du bist einer von den Stones, natürlich." (lacht) Als Charlie gestorben ist, war das traurig. Christian (Eigner, Tour-Schlagzeuger von Depeche Mode — Anm.) und ich hatten vor ein paar Jahren das Gluck, ihn kennenzulernen, in einem Hotel in L.A., in dem die Stones auch gerade abgestiegen waren. Christian war sogar einen Nachmittag lang bei Charlie im Zimmer, die beiden haben den ganzen Nachmittag Tee getrunken und Schlagzeug-Magazine durchgeblättert. Charlie kam dann zum Depeche-Mode-Konzert im Troubadour (legendärer Nachtclub auf dem Santa Monica Boulevard in L.A. — Anm.). Er stand die ganze Zeit neben der Bühne. Am nächsten Tag sagte er zu Christian: "Du hast ziemlich viele Drums. Hätte nicht gedacht, dass du die alle brauchst. Aber ich hab' genau hingesehen: Du hast wirklich überall einmal draufgehauen!" (lacht) Er war ein vollendeter Gentleman, ich vermisse ihn.
Sie haben vorhin erwähnt, dass Punkrock für Sie als Teenager eine Art Anker war. Kann es sein, dass Gospel später eine ähnliche Funktion in ihrem Leben erfüllt hat? Spätestens seit SONGS OF FAITH AND DEVOTION haben sich solche Einflüsse vermehrt in ihre Musik gemischt...
Vielleicht sogar schon früher. Ich würde sagen, es hat bei VIOLATOR angefangen. Schon da hatten ein paar Songs diese Blues- und Gospel-Einschläge. Aber danach sind wir richtig darauf reingekippt...
Im Gospel geht es um Erlösung. Hat diese Musik Sie in einer Phase ihres Lebens erreicht, als Sie sich genau danach gesehnt haben?
Ich weiß nicht, was es war, aber irgendetwas in dieser Musik — Soul, Gospel, Blues — spricht zu mir. Als Kind musste ich in die Kirche gehen. Die Geschichten, die man dort hörte, über Menschen, die zur Hölle fahren, fand ich nicht so toll. Du weißt schon: all das schreckliche Zeug, für ein Kind ist das ja wirklich furchteinflößend. Aber was ich richtig gerne mochte, war das gemeinsame Singen. Genau darum geht es mir heute immer noch, egal, ob ich mit den Soulsavers Lieder aufnehme oder die Songs von Martin singe.
Wo wir gerade von ihm sprechen: Ich muss natürlich fragen, ob es schon Pläne für ein neues Depeche-Mode-Album gibt.
Momentan nicht. Martin hat ja Anfang des Jahres eine Soloplatte veröffentlicht, die mir sehr gut gefallen hat. Ich weiß, dass er schon wieder dabei ist, Songs zu schreiben, ich tue das übrigens auch. Aber noch ist kein konkretes Projekt geplant. Früher oder später setzen wir uns bestimmt wieder zusammen.
Welches Cover eines Depeche-Mode-Songs gefällt ihnen eigentlich am besten?
"Personal Jesus" von Johnny Cash. Ich meine...ist doch klar, oder?
Reiner Reitsamer
Es ist eine Weile her, seit Soulsavers eine Platte veröffentlicht haben. Warum kommt jetzt ausgerechnet ein Cover-Album?
RICH MACHIN: Weil wir so etwas noch nie vorher gemacht haben. Dave kam mit dem Vorschlag. Ich sagte: "Wieso nicht?"
Er hat mir erzählt, dass es eine sehr persönliche Songauswahl für ihn ist. Für den Rest der Band auch?
Absolut. Wir haben zwei Listen erstellt und die Songs genommen, die jedem etwas bedeuten.
Es ist bereits das dritte Soulsavers-Album mit Dave Gahan. Ist er mittlerweile ein fixes Bandmitglied?
Dave ist ein Teil der Band, seit 12 Jahren schon. Aber ich würde sagen, dass sich die Band immer noch weiterentwickelt. Alles ist immer im Fluss.
War Mark Lanegan eigentlich sauer, dass Dave seinen Job gestohlen hat?
Ja, ich glaube, der ist immer noch richtig angepisst.
Wirklich?
(lacht) Nein. Der allerletzte Mensch auf der Welt, von dem du dir wünschst, dass er sauer auf dich ist, ist Mark Lanegan. Er ist einer meiner besten Freunde. Niemand hat irgendwem den Job gestohlen. Irgendwann arbeiten wir bestimmt wieder zusammen.
Haben Sie ihm die Soulsavers-Version von "Strange Religion" schon vorgespielt?
Ja. Ich hatte Angst, dass er unsere Version hört und sich denkt: "Oh Gott, das ist ja richtig mies!" Aber diese Sorge war zum Glück unbegründet. Er war richtig bewegt.
Ich stelle es mir schwer vor, als Produzent mit Dave Gahan zu arbeiten, wenn man nicht Martin L. Gore ist. Fühlt man sich da nicht ein bisschen, als wäre man mit Roger Daltrey im Studio, ohne Pete Townshend zu sein?
Nein, gar nicht. Dave ist im Gegensatz zu Roger Daltrey kein Brexit-Befürworter. Das ist schon mal ein Problem, das wir nicht haben.
Ich wollte eher darauf hinaus, ob Sie Druck verspüren, gewisse Erwartungen erfüllen zu müssen.
Überhaupt nicht. Ich ziehe einfach mein Ding durch. Über alles andere mache ich mir keine Gedanken.
Werden Soulsavers bald auf Tour gehen?
Wir hatten es geplant, aber Covid macht uns da immer noch einen Strich durch die Rechnung. Alles verändert sich ja ständig. Sobald die Dinge etwas vorhersehbarer werden, ziehen wir wieder los.
Wird es noch ein Soulsavers-Album mit eigenen Songs und Dave als Sänger geben?
Vor ein paar Monaten bin ich im Studio gewesen, habe ein paar Festplatten hervorgekramt und mir angehört, was wir zuletzt so aufgenommen haben. Ich war positiv überrascht! Ob Dave dabei sein wird, kann ich jetzt noch nicht sagen, aber es wird sehr, sehr bald neue Musik von uns geben.
English translation provided by Google Translate. Additional minor cleanup by me, with my notes in purple. I am not a German speaker, so if you find errors in this translation, please let me know.
Depeche solo!
Dave Gahan
The first interview about the new album
Reiner Reitsamer
How hard it is to shake the disease! The whole world can now tell you a thing or two about it. While the "Delta Machine" (Corona Edition) is roaming the world, Dave Gahan is sitting in a hotel room in New York, healthy and in a good mood. He recorded his new album with Soulsavers before the pandemic. Songs from all epochs of pop music can be heard on it, an eclectic mix of covers from Charlie Chaplin shreds to the brittle Mark Lanegan blues. And yet these pieces seem as if they were written for the singer. It's up to the interpretation. Gahan knows how to make strange songs his own.
In Depeche Mode, too, he spends a large part of his time singing someone else's songs — or better: embodying them. They have sold over 100 million records in this division of roles: Martin L. Gore as a quiet genius, Dave Gahan as a preacher with a gigolo hip swing. At some point it got too boring for them, so they also pass the time as solo artists. Since 2012, Gahan has also been putting his talents at the service of Soulsavers, where producer Rich Machin is the boss.
So now they have recorded their third album together: IMPOSTER, it's called, or Hochstapler (in German). Gahan is more of a character actor. One who always plays similar roles — repentant sinners, angels with filthy wings — but with incomparable charisma.
An eventful life resonates in his voice. His 58 years are not to be seen (Purple: Dave was actually 59 at the time): his hair is graying, coiffed back, his eyes half hidden behind turquoise-transparent sunglasses. It's like looking back at least 20 years into the past through the Zoom window on your laptop. In the time when Gahan rose from the dead.
Yes, he was dead, literally. He had survived a heart attack (1993) and a suicide attempt (1995). Then the drugs killed him for two minutes before the doctors brought him back to this world on May 28, 1996. Few would have thought at the time that Gahan's second life would last. But he has turned things around. A year in the rehab clinic, shake the disease — Gahan is one of the lucky ones who succeeded.
But that is a subject that must not be discussed today. And the questions about Depeche Mode should also be kept within limits, the management warns. It should mainly be about Soulsavers.
Never mind. There are many other questions anyway, but unfortunately only so little time — and it flies by, especially since Dave Gahan is talkative today and chatted over and over again without waiting for the question.
How do you interrupt a giant? Not at all. His answers are more exciting than any question you could ask him anyway.
Image caption: Man at Work: Gahan with a tattoo dedicated to his wife Jennifer Sklias Gahan
Hello, Mr. Gahan. How are you?
DAVE GAHAN: Hello. I am fine. And yourself? How's the situation over there?
Well, we still have this pandemic to deal with. But right now life feels pretty normal.
I know what you mean. If I had been told a few months ago that I was going to release a record, give interviews and maybe even play a few showcases, I would have never imagined it. Now we're making all sorts of plans as if everything were normal. And we don't even know whether it won't be again at the last minute: "Oops, unfortunately that won't work, sorry!"
Did Corona influence the recordings for the new Soulsavers record?
No, the record was actually made before the pandemic. We recorded it in November 2019 at the Shangri-La Studios in Malibu — live, all band members in the same room. It's been three great weeks, I've rarely had so much fun in the studio. The record was supposed to appear in the following spring. But of course everything turned out differently.
IMPOSTER is a cover record. The liner notes say that it is also a kind of review of your life...
It wasn't originally planned that way. But when we decided the order of the songs, I realized that all of these songs and the people who sang them had great significance in my life at one point or another. "A Man Needs a Maid", "Always On My Mind", "Smile" — these are the obvious pieces. But there are also newer, more remote songs by the likes of Cat Power, PJ Harvey or Mark Lanegan. Their voices have spoken to me over the past 20 years. Their songs have accompanied me on my travels, carried me through difficult times. And when I sang these songs myself, they naturally became my own — and I heard my personal story in them. That's what makes me this "imposter", a con-man: I take on other people's personalities and find myself in them. My past, present, maybe my future too.
I was amazed that punk rock doesn't play a role in this narrative. Wasn't the first record you ever bought the debut of The Damned?
That could be. In the early 1970s we mostly had 45 RPM singles. My very first two albums were probably David Bowie. Sure, when punk came along, DAMNED DAMNED DAMNED was one of those records you had to have, as was the debut of The Clash and NEVER MIND THE BOLLOCKS... from the Sex Pistols. This music was like an anchor for me, it gave me stability in my teenage years. Only in the context of the new Soulsavers record would punk rock have made no sense. We wanted to focus on singer/songwriters: Neil Young, PJ Harvey, Gene Clarke. But in principle I could also imagine singing punk songs.
Image caption: Business meeting at House Gahan: "So, Priority 1: At the end of the day, penetrate the target group with benefits..."
You already have. You can hear your version of "New Rose" on YouTube. Pretty good!
Oh yes, we played at a MusiCares charity event. That was fun. The Damned were one of the first bands I saw live. At that time it only cost a pound and there were several artists on the program. I wasn't so lucky with Bowie. I totally adored him. Sometime in the mid-70s, maybe it was 1975, he played at Earls Court (a multi-purpose hall in southwest London, Bowie performed there in 1973 and 1978, but not in 1975 — note). I snuck in with a couple of friends. We made it through the back door to the back of the hall and even heard a few songs. More importantly, I heard his voice! But then we were discovered pretty soon and kicked out.
Years later, you met Bowie personally...
I first saw him when he performed LOW in New York. He and I had the same press agent, Mitch Snider. During the show, Mitch comes to me and says, "David wants to see you later." And I'm like: "Which David?" — "Well, David Bowie!" — "What do you mean? He wants to see me?!" (laughs) I couldn't believe it. I said, "No, no, no way!" But of course I went backstage anyway. Bowie saw me, came over immediately and said, "I know you!" Then we chatted for a while. He was the nicest guy you can imagine.
What is it like when, as a teenager, you admire someone who seems unreachable — and become friends with them years later?
Well, I wouldn't say we were close friends. Our daughters went to the same school, he and I often saw each other at Christmas parties or when the school's jazz band played. You could say we were good friends. But we never talked about music. It's really strange. Most of all, I regret that I never told him how much his music meant to me. I just never had the heart to do it, somehow it never felt right. And then suddenly he was gone for a year. I heard that he was not doing well. One day early in the morning my wife brought me the message: "Bowie is dead." It was one of the saddest days of my life, I cried like a baby. Maybe I had cried so much for animals before, but not for humans for a long time. It was as if a large part of myself had been torn away from me. After that, I couldn't hear Bowie's music for a while.
Is that why none of his songs are on IMPOSTER?
A few people have asked me why we didn't cover Bowie. But it's the same with him: his music just wouldn't have fit into the concept. We wanted to play twelve songs that sound like they came from one artist — not twelve different ones. In order for that to work, we sometimes had to turn the original song into a Soulsavers piece, like in the case of PJ Harvey. IMPOSTER is supposed to take you on a musical journey, just like my favorite records have always done. Unfortunately, there is hardly anything like that anymore. Nowadays albums often consist of 18 songs, plus a few bonus tracks and what else, I know. You seldom hear them from front to back. This approach is completely alien to me. For me, records are still total works of art.
Charlie Watts, the Rolling Stones' drummer, recently passed away. The Stones are probably a role model for any band that, like Depeche Mode, has been active for 40 years...
I've always loved listening to the Stones, even before Charlie's death. During the pandemic, I played EXILE ON MAIN ST. almost every day. At some point I started playing along on the guitar. I sat there for hours and got lost in the music until I thought I would belong in the band. My wife often looked at me pityingly and said, "Yeah, sure, you're one of the Stones, of course." (laughs) When Charlie died, it was sad. Christian (Eigner, tour drummer of Depeche Mode — note) and I were lucky enough to get to know him a few years ago, in a hotel in L.A. where the Stones had just stayed. Christian was even in Charlie's room for an afternoon, the two of them drinking tea and leafing through drum magazines all afternoon. Charlie then came to the Depeche Mode concert at the Troubadour (legendary nightclub on Santa Monica Boulevard in L.A. — note). He was standing next to the stage the whole time. The next day he said to Christian: "You have quite a lot of drums. I didn't think you would need them all. But I looked closely: You really hit them all once!" (laughs) He was a perfect gentleman, I miss him.
You mentioned earlier that punk rock was kind of an anchor for you as a teenager. Could it be that gospel later served a similar function in your life? At the latest since SONGS OF FAITH AND DEVOTION such influences have increasingly mixed into your music...
Maybe even earlier. I would say it started with VIOLATOR. Even then, a few songs had these blues and gospel influences. But after that we really got into it...
Gospel is about redemption. Did this music reach you at a time in your life when you were longing for it?
I don't know what it was, but something about this music — soul, gospel, blues — speaks to me. As a child I had to go to church. I didn't really like the stories you heard about people going to Hell. You know, all that horrible stuff, it's really scary for a kid. But what I really liked was singing together. That's what it's all about for me today, whether I'm recording songs with the Soulsavers or singing Martin's songs.
Speaking of him: Of course I have to ask if there are any plans for a new Depeche Mode album.
Not at the moment. Martin released a solo record at the beginning of the year, which I really liked. I know he's writing songs again, so am I, by the way. But no concrete project is planned yet. We'll definitely get together again sooner or later.
Which cover of a Depeche Mode song do you like best?
"Personal Jesus" by Johnny Cash. I mean...it's obvious, isn't it?
Reiner Reitsamer
It's been a while since Soulsavers have released a record. Why is there a cover album now?
RICH MACHIN: Because we've never done anything like this before. Dave came up with the suggestion. I said, "Why not?"
He told me that it's a very personal choice of songs for him. For the rest of the band too?
Absolutely. We made two lists and took the songs that mean something to everyone.
It is already the third Soulsavers album with Dave Gahan. Is he now a permanent band member?
Dave has been a part of the band for 12 years. But I would say the band is still evolving. Everything is always in flux.
Was Mark Lanegan actually mad that Dave stole his job?
Yeah, I think he's still really pissed off.
Really?
(laughs) No. The last person in the world you wish was mad at you is Mark Lanegan. He's one of my best friends. Nobody stole anyone's job. Someday we will definitely work together again.
Have you played him the Soulsavers version of "Strange Religion" yet?
Yes. I was afraid he'd hear our version and be like, "Oh God, that sucks!" Luckily, that worry was unfounded. He was really moved.
I can't imagine working with Dave Gahan as a producer unless you're Martin L. Gore. Doesn't it feel a bit like being in the studio with Roger Daltrey without being Pete Townshend?
No not at all. Unlike Roger Daltrey, Dave is not a Brexit supporter. That's a problem we don't have.
What I was trying to get at was whether you feel pressure to meet certain expectations.
Not at all. I just do my thing. I don't worry about anything else.
Will Soulsavers go on tour soon?
We had planned it, but Covid is still thwarting our plans. Everything changes all the time. As soon as things get a little more predictable, we'll hit the road again.
Will there be another Soulsavers album with your own songs and Dave on vocals?
A few months ago I was in the studio, pulled out some hard drives and listened to what we were recording recently. I was positively surprised! I can't say yet if Dave will be there, but we'll be making new music very, very soon.